Curlew River

"Curlew River" ("Fluss der Möwen"), op. 71 von Benjamin Britten, Die Erste Kirchenparabel (1964), Libretto von William Plomer nach dem mittelalterlichen Japanischen No-Spiel "Sumidagawa" von Juro Motomasa (um 1430)

Musikalische Leitung: Dietger Holm
Bühne/Kostüm: Anja Koch

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Lesen Sie auch die Zeitungskritiken zu "Curlew River"


Pilger versammeln sich zur Überfahrt


Die Madwoman

Madwoman will mitfahren


Die Überfahrt

Fährmann berichtet von einem Jungen dessen Todestag sich an diesem Tag jährt


Madwoman bleibt auf der Fähre


Um sie herum begreift man, wer der Junge war

 

Die Mitwirkenden:

Madwoman - Emilio Pons
Fährmann - Aaron Judisch
Reisender - Sebastian Geyer
Abt - Michael Zahn
Knabenstimme - Simon Steiger
Chorsolisten und Instrumentalsolisten des Theaters und Philharmonischen Orchesters der Stadt Heidelberg

Die Geschichte:

Ein Gruppe von Pilgern wartet auf die Abfahrt der Fähre, die sie an das östliche Ufer des Möwenflusses bringen soll. Dort befindet sich ein Grab, das als besonderer Gnadenort ausgezeichnet ist. Eine verwirrte Frau auf der Suche nach ihrem vermissten Sohn will auch an das andere Ufer, wird zunächst für verrückt erklärt und erst nach langem Zögern vom Fährmann an Bord gelassen. So beginnt eine ergreifende Geschichte von Hoffnung und Erlösung.

Britten selbst war gläubiger Christ, und ihm ging es in seinen Kirchenopern stets um die Themen Hoffnung und um Vertrauen, zu jenen Menschen, die als Außenseiter anders erscheinen als die Masse und deswegen die Welt verändern können.

In Curlew River leuchtet aber auch ein anderes Grundthema hervor, dass Britten als Kriegsgegner besonders bewegte: Die Mütter, die nach ihren nicht heimkehrenden Söhnen aus dem Krieg suchen und mit dem Schicksal und Schmerz lernen müssen umzugehen.

Zuschauerstimme:

Michael Braatz (Kantor der Friedenskirche in Heidelberg)
"Ich habe die Aufführung genossen! Die schönen Lichteffekte haben in dem nüchternen Raum eine herrliche Atmosphäre geschaffen, die wunderbare Musik und die gute Inszenierung haben eine große Spannung ausgestrahlt! Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine dermaßen dichte und professionelle Musiktheateraufführung jemals in Kirchheim gegeben hat! Danke!!!"


Madwoman ist die Mutter des Jungen

Madwoman in ihrer verlorenen Hoffnung nach dem lebenden Sohn

Madwoman - zu schwach zum Beten für ihren Sohn

Die Anderen können aber für sie beten

Durch Gebet - der Junge offenbart sich seiner Mutter

Die Frau findet für sich Heilung und Trost am Grab ihres Sohnes

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Zeitungskritiken zu "Curlew River" - Ausschnitte:

Die Rhein-Neckar-Zeitung schreibt: (leicht gekürzt)

von Rainer Köhl, 21. April 2008

"Vom japanischen No-Theater hat sich Benjamin Britten inspirieren lassen zu seiner Kirchenoper "Am Möwenfluss"... Die Sparsamkeit und Stilisiertheit von Bewegung, Musik und Sprache dieser alten japanischen Theaterform traf auf das besonderen Interesse des britschen Komponisten, das er in der Form des kirchlichen Mysterienspiels überführte. Nach "Saint Nicolas" und "Der verlorene Sohn" war dies eine weitere Kirchenoper Brittens, die das Heidelberger Theater in einer Kirche produzierte. Diesmal ging man in die Petruskirche in Kirchheim....

Auf einer kleinen Podestschräge ließ die Regisseurin Solvejg Franke das Geschehen über die Bühne gehen, sparsam und doch bewegt, wobei verschiedenfarbig wechselnde Lichtwirkungen die Stimmungen des Geschehens begleiten. Anja Koch schuf die Kostüme und Ausstattung, wozu auch der weiße Baum am Kirchenkruzifix gehörte, der die Form eines Gekreuzigten einnimmt...

Unter der Leitung von Dietger Holm entfalteten die Mitglieder der Heidelberger Philharmoniker einen exquisiten und suggestiven Klangzauber. Hervorragend gesungen und ausdrucksvoll gespielt wurde "Am Möwenfluss" durchweg. Allen voran Emilio Pons, der die anspruchsvolle Partie der "Irren" sängerisch und emotional überaus packend gestaltete, mit schön timbriertem, leuchtendem und nuancenreich geführten Tenor, virtuos in den Registersprüngen, in den Wechseln zwischen Brust- und Kopfstimme.

Eine klangvolle Färbung gab Aaron Judisch dem Fährmann, ließ die expressive Lyrik seiner Partie facettenreich leuchten. Einen sonoren, leidenschaftlichen Bariton ließ Sebastian Geyer als Reisender hören, mit warmen, wohlklingendem Bass intonierte Michael Zahn als Abt, Simon Steiger sang den Knabensopran nicht minder eindringlich. Eine überaus klangstarke Leistung war vom Herrenchor des Theaters zu hören.

 

Die Neue Zürcher Zeitung schreibt:

von Martina Wohlthat, 26./27. April 2008

Das Theater Heidelberg pflegt zwischen Sanierungsplänen das zeitgenössische Musiktheater

Letzte Spielzeit ist das Theater Heidelberg plötzlich in die Schlagzeilen geraten, weil es wegen Sicherheitsmängeln vorübergehend geschlossen wurde. Ein Bürgerkomitee sprang rettend ein, und ein mutiger Spielplan findet beim Publikum Gegenliebe.

Allen Widrigkeiten zum Trotz hat das künstlerische Leitungsteam um Peter Spuhler mit Bernd Feuchtner als Operndirektor und Cornelius Meister als Generalmusikdirektor am Ende der vergangenen Spielzeit die höchsten Abonnentenzahlen der letzten Jahre vorgelegt. In der deutschen Theaterlandschaft gilt die Heidelberger Bühne als ambitioniertes Haus abseits der grossen Zentren. Innovative Inszenierungen durchziehen den Spielplan. Seit die neue Leitung in der Spielzeit 2005/06 das Theater in der bürgerlich geprägten Universitäts- und Tourismusstadt mit einem jungen, motivierten Ensemble übernommen hat, wartet vor allem die Oper immer wieder mit ungewöhnlichen interpretatorischen Ansätzen und unbekanntem Repertoire auf.

Im Aufsuchen von Alternativspielstätten sind die Heidelberger Theatermacher mittlerweile geübt. Jedes Jahr wird eine Kirchenoper von Benjamin Britten in einem anderen Heidelberger Gotteshaus aufgeführt. In der evangelischen Petruskirche in Kirchheim kam nun Brittens Parabel "Curlew River" unter dem deutschen Titel "Am Möwenfluss" zur Aufführung. In seinen musikalischen Parabeln für den Kirchenraum setzte sich Britten mit religiösen Themen wie Gnade, Hoffnung und Tod auseinander. Auf einer Konzertreise nach Japan lernte der Komponist Mitte der fünfziger Jahre das N-Theater kennen. Im Stück "Curlew River", das 1964 in Aldeburgh uraufgeführt wurde, hat Britten diese Eindrücke als Mysterienspiel verarbeitet.

Die Neue Zürcher Zeitung schreibt weiter: Mutiger Spielplan

In dem für Männerstimmen und Kammerensemble komponierten Werk verbinden sich die polyfone Musiktradition des christlichen Abendlandes und die subtile Klanglichkeit fernöstlicher Musik. Die Regisseurin Solvejg Franke, die in den vergangenen Spielzeiten in Heidelberg bereits Brittens "Saint Nicolas" und "The Prodigal Son" inszenierte, hat "Curlew River" im Kirchenraum sparsam und stringent in Szene gesetzt. Den Altarraum füllt ein einfaches Holzpodest aus. Zum Kreuzsymbol gesellt sich als Zeichen der Hoffnung ein stilisierter Baum hinzu. Ein Fährmann setzt eine Gruppe von Pilgern an das andere Ufer des Flusses über. Dort befindet sich ein Grab, dem wundertätige Kräfte nachgesagt werden. Eine geistig verwirrte Frau, die ihren Sohn sucht, schließt sich den Pilgern an und erlangt auf der Reise schmerzliche Gewissheit über den Tod ihres Kindes. In der Besetzung der Rolle der "Madwoman" mit einem männlichen Sänger folgte Britten der Tradition des No-Theaters. Die anspruchsvolle Partie wird vom jungen mexikanischen Tenor Emilio Pons mit lyrischer Stimme und sensibler Darstellung überzeugend verkörpert.